Kirchturmuhr

Der Kirchturm von St. Nikolaus aus dem 12. Jahrhundert steht als das älteste Gebäude von Osterath stellvertretend für den gesamten Ortsteil. Nach dem Abriss des ursprünglichen Kirchenschiffes, das auf dem jetzigen Kirchvorplatz stand und dem Bau eines neuen Kirchenraumes auf der Westseite des erhaltenen Kirchturmes, verlor der Turm seine Uhr.
Pro Osterath wollte der Kirche wieder eine Uhr geben. Um die klare Gliederung des romanischen Kirchturms nicht zu stören, wurde die Uhr in einem Feld des Kirchturms angeordnet. Das bewirkte die Kreisbogenform des „Zifferblattes“ und die Einzeigerlösung.
Das Ablesen der Uhrzeit geschieht mit Hilfe des Zeigers mit dem sich die aktuelle Uhrzeit auf einem Kreisbogen mit Stundeneinteilungen abschätzen lässt. Der Zeiger läuft wie üblich von Null bis Zwölf und muss dann aber auf die Null zurückgeführt werden. Eine solche Zeigerführung nennt man eine retrograde Stundenanzeige, die bei Taschenuhren hin und wieder benutzt wird, bei Kirchturmuhren, nach unseren Recherchen jedoch einzigartig ist.

Die Rückführung eines kiloschweren und 1,4 m langen Zeigers bedarf jedoch einiger Minuten, die bei einer minutengenauen Anzeige verloren gingen. Man wählte daher für die Uhr einen viertelstündigen Zeigervorschub, der genügend Zeit lässt den Zeiger zurückzuführen und auch noch das 12-Uhr-Läuten mittags abzuwarten.
Das bedeutet, dass die Uhr nur einen Genauigkeitsgrad von einer Viertelstunde hat. In unserer Zeit, wo wir in Sekunden denken, ist ein solches Zeitmaß ungewöhnlich und verwirrt; gibt aber auch Anlass mal über unser Zeitverständnis nachzudenken. Eine Uhr, die mehr die Qualität der Zeit als deren Quantität hervorhebt, konnte daher auch die Zustimmung der Gemeindemitglieder von St. Nikolaus finden.